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Jeron

Obgleich das Farmionische Großreich ein Zeitalter des Friedens erlebt, ist das Leben der einfachen Menschen noch immer hart und unwirtlich. Besonders im Osten des Landes, weit entfernt von den großen Städten kämpfen die Menschen Tag für Tag um ihr Überleben.
Dort liegt die Stadt Westheim. Sie ist nicht besonders groß, besitzt jedoch einen kleinen Markt, auf dem die Bauern der umliegenden Höfe ihre überschüssige Ware verkaufen können. Auf einem dieser Höfe erblickte Jeron das Licht der Welt. Noch ahnte niemand, dass dieser Junge einmal mit den Mächtigen sprechen sollte, ja selbst einer von ihnen werden würde.

Als kleiner Junge war Jeron eher unauffällig. Er half seinen Eltern stets bei der Ernte und zeigte bei allen Dingen eine rasche Auffassungsgabe. Obwohl er das jüngste Kind der Familie war und seine beiden Schwestern, Varissa und Alissa, nicht untalentiert im Umgang mit dem Hof waren, sprach alles dafür, dass Jeron eines Tages seines Vaters Platz einnehmen würde. Doch es sollte anders kommen.

Schon immer faszinierte Jeron die Macht und Agilität des Feuers, wie es tanzte, beinahe lebendig, und von einer Kraft und Wildheit, die der Junge mit nichts vergleichen konnte. Sehr bald bemerkte er, dass er die Flamme einer Kerze nur durch einen Gedanken löschen oder entfachen konnte. Niemand, nicht einmal seine Eltern, wusste von diesem Talent und Jeron hütete es wie seinen Augapfel.

Ein Tag jedoch sollte sein Leben für immer verändern.
In Westheim fand ein Fest statt und Jerons Familie befand sich in der Stadt, um einige ihrer Waren zu verkaufen. In einer freien Minute stahl sich der Junge davon, um sich die Stadt in der Pracht des Festes einmal genau anzusehen. Während er umherwanderte, fand er sich plötzlich in einem Stadtteil wieder, welchen er zuvor noch nie gesehen hatte. Hier war nichts geschmückt und es liefen auch nicht so viele Menschen herum wie auf den Straßen in der Nähe des Marktplatzes. Dies hielt er für einen guten Ort weiter mit seinen Flammen zu spielen. Er suchte sich eine abgeschiedene Gasse und begann ein wenig mit einer mitgebrachten Kerze zu spielen. Er ließ die Flamme auflodern und flackern, erweckte sie zum Leben und ließ sie sterben. Immer mehr verlor sich Jeron in dem Spiel mit der Flamme, wurde eins mit ihr, spürte ihre Kraft. Alles war warm und behaglich. Er bemerkte es zuerst gar nicht, dass die Wand neben ihm in Flammen stand. Als er es sah packte ihn die Angst. Er versuchte, mit seiner Gabe die Wand zu löschen, doch solch ein großes Feuer hatte er noch nie versucht zu zähmen. Wieder und wieder versuchte er die Flammen verschwinden zu lassen, so wie er es schon hunderte Male vorher mit seinen Kerzen gemacht hatte. Wieder und wieder scheiterte er.

Als er seine Augen öffnete, fragte Jeron sich zunächst, wo er war. Er lag in einem Bett mit frisch gemachter Bettwäsche, etwas, das es zu Hause nur selten gab. Auch der Raum erschien ihm merkwürdig, war er doch viel zu hell erleuchtet für einen Raum auf dem Hof. Am Fußende des Bettes stand eine ihm völlig unbekannte Person. Sie war in feine Roben gekleidet und sprach leise mit Oberon, Jerons Vater. Als die beiden merkten, dass Jeron wach war, richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf ihn. Nachdem Oberon ihm eine ziemlich klare Ansprache gehalten hatte, was er sich denn denke, einfach so zu verschwinden und mit Feuer zu spielen, richtete sich der fremde Mann an ihn. Er stellte sich als Samarok vor, erklärte Jeron, dass er sich in einem Gebäude in Westheim befand, welches von der ortsansässigen Magiergilde benutzt wurde und zufällig genau das Gebäude war, dessen Wand er in Brand gesteckt hatte. Samarok versicherte Jeron, dass bei dem Brand niemand verletzt worden wäre und er auch keine Konsequenzen zu fürchten haben müsse. Vielmehr wolle er Jeron das Angebot machen, seine Kraft weiter zu erforschen. Dieses Mal sei nichts geschehen, da erfahrene Magier anwesend waren, doch auf einen weiteren dieser Zufälle dürfe man nicht hoffen. Es sei deshalb von höchster Wichtigkeit dem Jungen eine vernünftige Ausbildung zu bieten. Jeron sah seinen Vater an und in seinem Blick zeigte sich ein Stolz auf seinen Sohn, den Jeron noch nie zuvor gesehen hatte. Auf die Frage, was aus dem Hof wird, antwortete Oberon nur, dass Jerons Schwestern doch sowieso viel besser dafür geeignet waren, den Hof zu übernehmen. So begann Jeron seinen Weg als Magier.

Zunächst wurde der Junge an der Magierschule in Westheim unterrichtet. Hier lernte er die Grundlagen der Magie und schon bald erkannte er, wie leichtsinnig es von ihm gewesen war, seine Kraft geheimzuhalten, aber auch wie viel mehr er damit anstellen konnte. Nicht nur Flammen konnte er erschaffen und manipulieren, sondern er lernte, den Wind zu beeinflussen und seine Kraft für die Menschen einzusetzen, die sie nicht besaßen. Jeron war begierig darauf, alles in sich aufzunehmen, was diese neue Welt zu bieten hatte, und so kam es, dass er bereits nach drei Jahren keine neuen Bücher in der kleinen Bibliothek der Stadtschule fand, die ihn noch Neues lehren konnten. Auf sein Bitten hin schickten seine Meister ihn in die Hauptstadt. Hatte er Westheim noch für groß gehalten, so übertraf die Hauptstadt des Farmionischen Großreiches all seine Vorstellungen. Hier fanden sich Menschenmassen, die der Junge selbst an Festtagen noch nie zuvor gesehen hatte. Bei seiner Ankunft in der Akademie fühlte er sich zunächst völlig fremd. Auch viele seiner Mitschüler, zumeist Kinder von reichen oder adligen Familien, betrachteten ihn, diesen Jungen aus der Provinz, als Fremdkörper und mit Abscheu. Jeron machte sich nicht viel daraus, er zog sich in seiner Freizeit in die sehr riesige Bibliothek zurück und verschlang alle Bücher zum Thema Magie, die er finden konnte.

Während seiner 10-jährigen Lehrzeit lernte dieser ehemals kleine und unschuldige Junge mehr als nur die Magie. Er lernte die Gepflogenheiten des Adels und schon bald hätte ein Außenstehender nicht mehr erkennen können, dass dieser junge Magier kein Adliger war. Dennoch erinnerte sich Jeron immer wieder an seine Wurzeln und so unterschied er sich von all den anderen Menschen, die er auf Festen oder in der Akademie traf. Trotz des Glanzes und des Reichtums wusste Jeron immer, dass er tief in seinem Herzen stets zu den einfachen Menschen gehören würde.

Seine rasche Auffassungsgabe half ihm auch in der Hauptstadt weiter. Er durchlief die normalen Lehrlingspositionen in der Hälfte der Zeit als der Rest seines Jahrgangs. Darüber hinaus verfügte er über eine Kraft, die viele der Meister in Erstaunen versetzte, wenn er sie demonstrierte. In seinem ersten Jahr bezwang er drei Schüler gleichzeitig in einem mentalen Duell. In seinem dritten Jahr gewann er das jährliche Turnier der Akademie - in einer vier Jahre höheren Klasse - und in seinem achten Jahr meisterte er seine erste Magische Disziplin, die Feuermagie. Von diesem Tag an hätte der Junge sich Meister nennen dürfen, er wäre im Alter von 20 der jüngste magische Meister aller Zeiten gewesen, aber Jeron hatte andere Ziele, größere Ziele. Mit 25 brach er auf um in den Zirkel der Magier aufgenommen zu werden, jener sagenumwobenen Organisation, von der die nicht-magischen zumeist nichts wissen und selbst die stärksten Magier oft nur im Flüsterton sprechen. Der Zirkel besteht aus den stärksten Vertretern aller Völker und magischen Disziplinen und niemand weiß wirklich, was seine Beweggründe sind. Doch hat er in all den Jahren, die er existiert, die magische Welt beständig durch Krieg und Frieden geführt.

Um in den Zirkel der Magier zu kommen, muss man wahrlich mächtig sein. Doch was ist Macht? Und wie überzeugt man andere von seiner Macht? Jerons Herangehensweise war weder besonders gewitzt noch außerordentlich durchdacht, aber dennoch simpel. Er überlegte sich, dass er seine Macht so eindrucksvoll in Szene setzen musste, dass den anderen Zirkelmagiern die Kinnlade herunterfällt. Eines Abends versammelte Jeron den Zirkel und versprach ihnen ein Spektakel, an welches sich noch ihre Kinder erinnern würden. Mild lächelnd versammelten sich die Magier, um sich dieses "Spektakel" anzusehen, auch wenn keiner von ihnen glaubte, dass dies ihre Zeit wert war. Jeron wob die Magie um sich herum zu einer kleinen Flamme, die in seiner linken Hand tänzelte. Er feuerte sie an, bis es ein großer Feuerball auf der offenen Handfläche war. Man sah den Schweiß auf seiner Stirn stehen. Augenblicke vergingen, die sich wie viele Minuten anfühlten, bis der erste Magier, Rastlin, sich zum Gehen abwandte, weil seine geschätzte Aufmerksamkeit bei diesem Spektakel verschwendet wurde. In dem Moment hörte man Jeron tief einatmen und plötzlich war alle Wärme um die Magier herum verschwunden, ihnen stockte vor Schreck der Atem, auch im gesamten umliegenden Wald schien das Leben für einen kleinen Moment stehen zu bleiben, da kein Laut mehr von den dort lebenden Tieren zu hören war. Rastlin wandte sich mit blassem Gesicht zu Jeron um, um gerade noch zu sehen, wie die Flamme in seiner Hand anschwoll und immer höher gen Himmel wuchs. So schnell wie es kalt wurde, war es nun stickig warm geworden. Die immer größer werdenden Flammen formten sich gen Himmel zu einem riesigen Flammenvogel mit mindestens 20 Meter Spannweite. Immer noch durch Flammen mit Jerons linker Hand verbunden stieg der Vogel immer weiter auf. Doch Jeron hatte die Kontrolle verloren. Wie in Panik verzerrte er sein Gesicht, kurz bevor er die Verbindung zum Vogel verlor. Völlig entkräftet fiel er auf die Knie und hielt sich den linken Unterarm. Den anderen Magiern klappte ein weiteres Mal der Unterkiefer runter, als sie sahen, wie der an Energie verlierende Feuervogel ohne Bindung zu Jeron vom Himmel fiel.

Der, zwar immer schwächer werdende, aber immer noch riesige Feuervogel fiel gen Boden, wo er auf den Baumwipfeln des Waldes aufschlug und diese sofort in Brand setzte. Im unmittelbaren Absturzgebiet stand alles sofort lichterloh in Flammen und das Feuer breitete sich schnell aus. Tiere flüchteten panisch in alle Richtungen und ein heller Aufruhr war im Wald zu hören. Der betroffene Waldabschnitt war nicht mehr zu retten. Da die Magier den Waldabschnitt bereits als verloren ansahen, kümmerten sie sich nicht weiter um das Inferno. Die Schneisen zwischen den Abschnitten waren breit genug, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern. Sie widmeten sich wieder Jeron, der bereits wieder aufgestanden war, obwohl er immer noch sehr mitgenommen und erschöpft wirkte. Sie waren sich einig, dass er sehr mächtig aber auch sehr gefährlich war, genau die Eigenschaften, die jemanden zum Zirkelmagier qualifizierten.

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