von Joon Utrech
Der Bote wird in altbewährter Weise auch im neuen Jahr über die Geschehnisse in Awarnors Landen berichten.
Dabei wird der Nebentitel des Boten ein wenig abgewandelt: aus „Freier Herold des Kontinents Awarnor“ wird der „Herold der Freiheit Awarnors“, um der Menge der Plagen unserer Heimat Rechnung zu tragen und damit unserer Stellung Ausdruck zu verleihen.
Mit diesem Eingeständnis unserer Position in den Awarnor bedrohenden Kämpfen gehen unsere Berichter weitere Risiken ein und auch unser Aufenthaltsort wird sich noch häufiger verändern müssen, um ungestört freie Berichte veröffentlichen zu können.
Doch alle Autoren stehen hinter dieser Stellungnahme und sind bereit, ihre Freiheit und ihr Leben für die größere Sache aufzugeben. Es ist mir persönlich eine Ehre, ein weiteres Jahr mit diesen mutigen Kriegern an der Feder bestehen zu dürfen.
von Konrad Rappelknecht
Guten Tag, Bürger von Awarnor. Mein Name ist Konrad Rappelknecht, meines Zeichens Autor. Einst war ich Redakteur eines Flugblatts im Farmionischen Großreich, dem „Herold“, doch aufgrund des politischen Umsturzes musste ich mich ins Exil begeben. Ich bin kein Freund von Mysterien, eher ein Freund deren Aufklärung. Und dies werde ich im Awanorischen Boten tun. Die mysteriösen Vorkommnisse in Agenstein sind nur der Anfang.
von Thoran Hamhall
Auf meiner letzten Reise traf ich unter anderem auf Prof. Dr. Dr. Ottoh van Balduhn aus Unterockenberg. Er führte Experimente an Puppen durch, genauer gesagt an den Gehirnen der Puppen. Ich konnte ihn für ein Interview gewinnen.
TH: Herr Professor, was ist ihr Fachgebiet?
OvB: Ich habe meinen Prof. in Gehirnstruktur und inneren Organen von der Universität in Neuheimen. Den 1. Doktor in grundlegender Medizin und den 2. Doktor in alternativen Heilmethoden.
TH: Herr Professor, ich hörte Gerüchte, Sie hätten hier Operationen am Gehirn eines Ihrer Begleiter vorgenommen.
OvB: Ich muss dazu sagen, er war dazu bereit, einen großen Schritt für die Wissenschaften zu tun. Entsprechend bekam er am Abend eine Dosis an Betäubung und ich habe ihm den Kopf aufgeschnitten (der Professor kramt in seinen Notizen). Ich habe den Verlauf der Operation aufgeschrieben. Hier! (er präsentiert mir einen welken, leicht zerknitterten Bogen Papier) Versuchsreihe Ottoh 1. Im Nachhinein fällt mir ein, der Name ist vielleicht nicht so schlau gewählt.
TH: Warum?
OvB: Vielleicht wäre sein eigener Name besser gewesen. Habe erfolgreich den oberen Hypocampus entnommen und den hinteren Frontallappen. Anschließend hat der Patient durchgeschlafen. Was ich damit tun wollte, ist wohl selbstverständlich.
TH: Nein.
OvB: … die Verpuppung verstehen.
TH: Was ist Verpuppung?
OvB: Puppenspieler können beliebige Wesen, außer Feen, geisteskontrollieren. Ich selbst habe schon zwei Puppen untersucht und Veränderungen sind auffällig.
TH: Ich weiß nicht, ob Nicht-Mediziner das verstehen.
OvB: Es gab einige rote Bereiche und Blutergüsse. Ja, ganze rotsabschige Bereiche. Obwohl (der Professor zögert), das könnte auch von den Kopfverletzungen an den Puppen herrühren.
TH: War denn Ihr Test erfolgreich?
OvB: Das Versuchsobjekt hat sich freiwillig zu den Puppen begeben, aber da Teile seines Gehirns entnommen waren, war es sehr dumm. Die Verpuppung war trotzdem möglich und er kämpfte schlussendlich gegen die eigenen Reihen. Damit steht fest, die Verpuppung geht viel tiefer als angenommen.
TH: Haben Sie weitere Experimente in dieser Reihe geplant, Herr Professor?
OvB: Nein! Das Gehirn ist für sämtliche Prozesse im Körper verantwortlich, wie Ihr wisst. Ich habe jetzt das maximale entnommen. Würde ich mehr entnehmen, wären die Versuchsobjekte nicht mehr lebensfähig. Ottoh 1 ist im Endeffekt gestorben, was mir sehr leidtut. Also nicht ich, sondern das Testobjekt Ottoh 1.
TH: Hatte er Familie?
OvB: Er kam aus dem Osten.
TH: Wie meinen Sie das?
OvB: Das ist keine Antwort, ich weiß. Soweit ich weiß, hatte er keine Familie, aber er hatte dort Freunde.
TH: Sind vielleicht Verpuppungsexperimente mit Puppen geplant?
OvB: Das ist ein kompliziertes Thema. Puppen selbst wollen nicht untersucht werden. Lebende, unbeschädigte Puppen zu bekommen, ist also nahezu unmöglich. Obwohl (der Professor zögert), jeder kann zur Puppe werden und wenn man einen nicht so starken, kampfuntauglichen Kandidaten wählen würde (der Professor zögert wieder) – Hoffnung besteht immer!
TH: Was sind Ihre nächsten Pläne?
OvB: Lasst mich kurz nachdenken (der Professor zögert). Jetzt reise ich erst einmal mit dem Awarnorischen Bund. Die kommen gut rum und ich gehe erst einmal mit. Mal sehen, was sich so ergibt. Meine Fachkenntnisse in alternativen Heilmethoden sind auf jeden Fall sehr gefragt.
TH: Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Professor.
(Er steht auf und geht)
von Jurik Noldor
Nach Rak‘Shazzars Hintergrund hat diese Artikelreihe eine kleine Pause eingelegt, doch will ich selbstverständlich auch über den größten Feind Awarnors berichten.
Über Arkasha, die Schattenweberin, war wenig bekannt, doch mit Salvatores Bibliothek und Salvatores Grab sind zwei neue Quellen aufgetaucht, denen ich mich zunächst widmen musste, um vielleicht doch etwas mehr als nur Gerüchte über Arkasha in Erfahrung bringen zu können.
Als Arkasha vor wenigen Jahren in Awarnor auftauchte, wusste niemand so recht, was sie eigentlich ist und wo sie herkam. Einzig die Hochelben schienen in ihr ein Wesen zu erkennen, das vor Urzeiten bereits auf Awarnor weilte. Wenn man den kürzlich aufgetauchten Dokumenten Glauben schenken möchte, dann ist dies leicht nachzuvollziehen, denn Arkasha soll Awarnor noch vor der Erschaffung der Menschen, Halblinge, Echsenmenschen und einem heutzutage nicht mehr bekannten, menschenähnlichen Volk verlassen haben. Erwähnung findet der Name Arkasha jedoch nicht in Zusammenhang mit einem dunklen Feind, der die Welt schon damals mit einer Armee aus Schatten bedrohte, sondern als einer der Erbauer Awarnors selbst, jener Wesenheiten, die in alten Zeiten die Götter selbst erschaffen haben sollen. Jeder Erbauer hat seinerzeit ein Gegensatzpaar repräsentiert und Arkasha soll den Aspekt Licht und Schatten repräsentiert haben.
Nun Arkashas Schatten kennen wir alle zur Genüge, doch was ist aus dem Licht geworden? In den alten Schriften heißt es, dass bei der Erschaffung des achten Awarnorischen Volkes, sogenannten Vampiren, einer heute ausgestorbenen Rasse, ein Fehler gemacht wurde und diese keine Schatten besaßen. Somit war das Gleichgewicht in Arkashas Schöpfungsaspekt unausgeglichen und sie verließ Awarnor, wie schon vier andere Erbauer vor ihr, um zum Ausgleich zu der Welt, in der nun das Licht überwog, eine Welt zu erschaffen, in welcher der Schatten eine größere Rolle spielt.
Dass Arkasha selbst eine Welt erschuf, in der eine Seite ihres Aspektes überwog, sorgte nun dafür, dass dieser Teil des Aspektes auch in ihr selbst überhandnahm, und so wurde Arkasha zur Schattenweberin.
Salvatore schrieb in den Berichten über seine Reisen durch die Welten, dass diese Entwicklung offenbar dafür gesorgt hat, dass der Schatten in Arkashas Welt nicht nur überwiegt, sondern Arkashas Welt zu einer vollständigen Schattenwelt geworden ist, in der sämtliches Licht in eine Art Kristall verbannt wurde.
Die nächste Frage, die sich stellt, ist, wieso die Schattenweberin es nach all den Jahrtausenden plötzlich auf Awarnor abgesehen hat. Die Antwort ist, dass Awarnor schon viel länger ihr Ziel war, ein Bündnis und gemeinsames Eingreifen der letzten beiden Erbauer Awarnors jedoch dazu führte, dass jeder Erbauer an seine eigene Welt gebunden war. Vor ein paar Jahren jedoch hat Nostrok mit einigen Helden und auch meiner Wenigkeit eine Zeitreise unternommen. Kurz darauf erschien Arkasha in Awarnor und die Vermutung liegt nahe, dass dieser verbotene Zauber den damals errichteten Schutz irgendwie beschädigt hat. Dies könnte daran liegen, dass Zukunft und Vergangenheit der Aspekt eines anderen Erbauers ist, doch für Spekulationen dieser Art ist diese Artikelreihe nicht gedacht. Auf jeden Fall will Arkasha Awarnor in eine zweite Schattenwelt verwandeln.
Die Artikelreihe „Ursprünge“ endet hiermit vorerst. Wenn der geneigte Leser der Redaktion jedoch zukommen lässt, über wessen Hintergrunde ich als nächstes recherchieren sollte, bin ich geneigt die Reihe irgendwann wieder aufzugreifen.
von Marrita Lehnbrut
Wir berichteten bereits in früheren Ausgaben über die sogenannten Puppenspieler und hatten das… Vergnügen, mit zwei von ihnen persönlich zu sprechen. Wie ich bereits in meinem letzten Artikel über Ellyon Theonos anmerkte, befanden sich neben dem bereits bekannten Puppenspieler-Symbol noch weitere, mir bislang unbekannte Zeichen und auch der von dem Orden getötete Puppenspieler trug diese neuen Zeichen im Gesicht. Es macht beinahe den Eindruck, als würde sich die Zeichnung auf ihren Gesichtern erweitern. Dies wirft weitere Fragen über Awarnors neueste Plage auf. Welchen Zweck haben die neuen Zeichen? Dient dies als einheitlicher Gesichtsschmuck oder hat es eine tiefere Bedeutung? Wird sich die Gesichtsbemalung der Puppenspieler weiter ausbreiten?
Wer über eine genaue Zeichnung dieser Zeichen verfügt, möge sie bitte dem Boten zur Veröffentlichung zur Verfügung stellen.