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Der Sanddrache

Eine Legende der Imena

Amaroque flog dicht über dem Wasser, die ledrigen Schwingen des Sanddrachen durchschnitten die Luft. Wir Imena auf dem Schiff folgten unserem Anführer und Freund, der eine in der Ferne auftauchende Landmasse ansteuerte: den neuen Kontinent. Es dauerte nicht lange, bis der Drache das Ufer erreichte und am Strand landete. Das Schiff hatte das flache Gewässer noch nicht erreicht, als auf einmal Orks aus dem Gebüsch brachen und sich auf Amaroque stürzten. Der Drache jedoch stieß sich vom Strand ab, erhob sich in die Luft und vertrieb die Horde mit seinem feurigen Atem, sodass wir sicher das Land betreten konnten. „Wir sind hier nicht willkommen!“, warnte der Drache noch einmal, ehe wir den Strand verließen und weiter in den neuen Kontinent vordrangen.

Auf der Suche nach einem geeigneten Lagerplatz stießen Amaroque und wir auf ein großes Zelt, das wir eine Weile aus sicherer Entfernung beobachteten. Vor diesem saß neben etwas, das zuerst wie eine Statue wirkte, ein fremdartiges Wesen mit blauer Haut, anscheinend in ein Buch vertieft. Die kurze Überlegung es anzusprechen wurde schnell verworfen und wir zogen uns leise zurück, um uns zuerst ein Lager einzurichten. Auf einer geschützten Sandfläche begannen wir Zelte aufzuschlagen, während Amaroque an den Strand zurückkehrte und begeistert nach versteinerten Muscheln grub, die er uns stolz präsentierte. Die Faszination des verspielten Drachen färbte schon bald auf uns ab und wir begannen unser Lager damit zu schmücken. Das letzte Zelt war noch nicht ganz fertig errichtet, als plötzlich ein lauter Warnruf über das neue Lager hallte. Anscheinend hatten die Orks diesmal Verstärkung mitgebracht und eine große Menge von ihnen, Ghulen, Menschen mit Stierköpfen, Sumpfogern und anderen fremdartigen Wesen marschierte vor dem Lager auf. Wütend erhob sich Amaroque in die Luft und bereitete sich auf einen Angriff vor. Niemals würde er seine Freunde, uns Imena, im Stich lassen. Doch auch die Meute war nicht allein gekommen: Mit einem Mal teilte sie sich und unter lautem Gejohle schritt durch die Menge das, was wir zuvor für eine Statue gehalten hatten. Mit einer energischen Geste ließ sie den Boden vor sich aufreißen und die vordersten Imena stürzten in die klaffende Schlucht. Konnte es war sein? Wir trauten unseren Augen kaum. Bei diesem Ausmaß an Kraft, konnte es sich nur um einen der Götter selbst handeln. In dem Moment stürzten Amaroque mit einem wütenden Schrei vom Himmel: „Aukete!“, donnerte er und ein heftiger Kampf entbrannte zwischen den beiden. Diesen Naturgewalten waren wir nicht gewachsen und uns blieb nichts Anderes übrig, als zu fliehen. Verzweifelt jagten wir über den Sand in den Wald und suchten uns Verstecke, in denen wir ausharrten, bis sich der Kampf endlich legte. Eine bedrückende Stille lag über dem Land, als der Lärm schließlich verebbte und es dauerte lange, bis wir uns aus unseren Verstecken wagten und vorsichtig zu unserem Lager zurückkehrten. Von unseren Zelten war nichts mehr zu sehen und das einzige, was sich noch auf der Sandfläche befand, war Amaroque. Mit geschlossenen Augen lag der Drache auf dem Sand und seine gesamte Seite schimmerte von frischem Blut. Wir fielen schluchzend vor ihm auf die Knie, aber der Drache schlug mit einem leisen Seufzer die Augen auf und wisperte: „Singt ihr für mich?“ und wir stimmten unter Tränen das Drachenlied an, während Amaroque seine Augen für immer schloss.

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