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Die Legende der Seelensteine

Wo kann ich beginnen?

Die Seelensteine oder die Legende der Seelensteine ist der Grund, warum ihr hier seid, der Grund für diese Geschichte.

Nun, es heißt, dass niemand je alle Seelensteine besessen hat. Aber wie viele gibt es? Die Legende spricht von 5 Seelensteinen. 4 so heißt es, sind noch immer in Takt, heile und unversehrt. Der fünfte zerbrach der Legende nach, als Andariel vor etwa 700 Jahren von Nostrok von dieser unserer Welt verbannt wurde.
Die Macht dieser beiden Wesen, so gegensätzlich, machtvoll und grausam, zerrten gleichzeitig an dem Stein und seiner Essenz der Macht und astralen Kraft. Beide, sowohl Nostrok als auch Andariel, versuchten seine Macht für sich zu nutzen und den anderen zu zerstören. Waren beide doch ohne den Stein bereits voller Kraft, zerrissen sie den Stein in viele Splitter bei dem Versuch, seine Macht zu übernehmen. Es heißt, Andariel konnte nur gebannt werden, weil Nostrok genau wusste, dass es den Stein zerstören würde und sie von der Implosion überrascht wurde und die Konzentration verlor.

Doch ich schweife ab. Woher die Seelensteine ursprünglich stammen ist im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen oder vergessen worden. Die wenigen Kundigen, die noch am Leben sind oder zwischen uns wandeln, haben aufgehört, darüber zu sprechen oder die Geschichten aus alter Zeit zu erzählen.
Sicher und belegt ist aber, dass vor 800 Jahren Awarnor von der Brut bedroht war. Die Brut, jene üblen Kreaturen, Ansammlungen aus Orks, Dunkelelben, Untoten, Nekromanten und anderen verderbten Wesen, zogen mordend und plündernd durch unsere Welt. Niemand war stark genug, sich gegen eben diese Wesen zu behaupten oder lange Stand zu halten. Könige und Fürsten überwanden ihre Zwiste und Streitereien um Ländereien, Macht und Reichtum. Sie schlossen sich zusammen, verbündeten ihre Armeen und standen Seite an Seite gegen den gemeinsamen Feind. Ja, vielleicht war die Brut in jüngsten Jahren bereits der Grund für einen Frieden und eine Eintracht, wie Awarnor sie viele hundert Jahre nicht mehr erleben sollte. Die Brut, seinerzeit angeführt von den drei Erzbösen, dem Herrn des Hasses, Mephisto, Baal, dem Herrn der Zerstörung, und Diablo, dem Herrn des Schreckens, ließ nicht erwarten, dass Awarnor, wie wir es heute kennen, je existieren sollte.

Doch in der schwärzesten Stunde, als fast ganz Awarnor unterjocht war und brannte, erschienen die ersten der Kundigen. Unter ihnen eben auch Nostrok, von dem ich gerade schon erzählt habe. Niemand weiß genau, woher die Kundigen gekommen sind, wer sie geschickt hat und warum sie unter uns wandeln. Aber seit jener Zeit beraten sie die Herren dieser Welt und werden von den Königen und Fürsten zu Rate gezogen und um Weisung gebeten.

Nostrok, einer der ersten unter den Kundigen, wandte sich direkt an die obersten Herrscher und gründete mit deren Unterstützung Fort Hope. Die Garnison stellte eine Bastion gegen die Horden der Brut dar. Es gelang mit seiner Hilfe und der von ihm ausgebildeten Rekruten, den Wächtern, die Armee des Herren des Hasses zu zerschlagen und seine Macht zu brechen. Diabolo, so heißt es, wurde vertrieben. Er floh an der Spitze seiner Armee zurück in die Finsternis. Baal hingegen war fast unaufhaltbar. Seine Armee wuchs; es sollen sich ihm die flüchtenden Kämpfer seiner Brüder angeschlossen haben. Die Zerstörung war einfach allgegenwärtig. Als die Wogen der Angriffe seiner Armee sich dann nicht mehr auf Dörfer und Städte konzentrierten, zog er direkt gegen Fort Hope und die Rekruten dort sahen sich einer überwältigenden Übermacht gegenüber.
Eben zu jener Zeit tauchten die ersten Seelensteine auf. Einige nennen sie auch Göttertränen, denn  Nostrok, so heißt es, erhielt einen von fünf direkt von den herrschenden Drachen in Aqueron, die aufgrund der Dunkelheit, die über die von ihnen geschaffene Welt kam, fünf Tränen vergossen. Mit seiner Macht gelang es ihm, die einfallenden Horden in seinem eigenen Fort gefangen zu nehmen und unter einer magischen Kuppel zu bannen. Ja, Baal selbst soll noch heute dort gefangen sein und im Kreise seiner Schergen toben und nur auf eine Gelegenheit warten, auszubrechen und Rache zu nehmen. Bis heute hat man, trotz detaillierter Aufzeichnungen über die Lage des Forts, dort nichts gefunden. Und Nichts ist exakt das, was dort zu finden ist. Verbranntes Land, schwarze Erde. Kein Pflanze wächst dort, Insekten gibt es dort nicht, Vögel meiden den Bereich weiträumig. Sterbliche Magier berichten von unbeschreiblicher Müdigkeit, die sie in der Nähe befällt, unerklärliche astrale Schwere je näher sie dem Zentrum des einstigen Forts kommen. Jedoch hat sich bisher keiner dichter an das Zentrum als bis an die ursprünglichen Tore gewagt.

Der Legende nach, war es Baal, der seine Tochter Andariel aussandte, um Nostrok zur Strecke zu bringen und seinen oder einen der anderen Seelensteine zu erobern. Denn mit Hilfe eines dieser Steine würde es gelingen ihn, Baal, den Herrn der Zerstörung, aus seinem Gefängnis zu befreien. Die Brut war zu diesem Zeitpunkt zerstreut, Fort Hope nicht mehr existent. Die Wächter jedoch bestanden und bestehen weiter. Seit Jahrhunderten wachen sie über unsere Welt und bewahren uns vor einem erneuten Aufflammen der Brut.
Nun, den Ausgang der Jagd von Andariel habe ich bereits vorweg genommen. Sie misslang und Andariel wurde von unserer Welt gebannt. Doch hatte die Tochter Baals einen der fünf Seelensteine gefunden. Wo ist nie herausgekommen. Nostrok, schwer verwundet und astral ausgelaugt, wurde von seinen Begleitern vom Schlachtfeld getragen und bewusstlos, wie er war, gepflegt. Es heißt, eine schwarze Gestalt habe ihn eines Nachts aufgesucht und aus den Händen der Lebenden genommen. Heute weiß man, dass es wohl Rastlin war, der ihn in den Kreis des Zirkels brachte, wo er gesunden und genesen sollte.

Der Seelenstein, der in dem Kampf zwischen Nostrok und Andariel zerstört wurde, war ja aber nicht der Stein von Nostrok. Es heißt zu dem Zeitpunkt, als Andariel auf Nostrok traf, waren bereits drei gefunden und in den Händen von Nostrok. Während Andariel ausgezogen war, ihn zu töten und einen Stein zur Befreiung ihres Vaters zu finden, hatte der Zirkelmagier begonnen, eben jene Steine aufzufinden und vor der Macht des Bösen zu verbergen. Der vierte jedoch, war in die Hände von Andariel gefallen. Nostrok war fest entschlossen, ihr diesen Stein abzunehmen. Als er erkannte, dass dies nicht gelingen sollte, hatte er keine andere Wahl. Der Stein musste zerstört werden, in den Händen Andariels.
Stellt euch nur einmal vor, welcher Macht es bedarf, den mächtigen Baal zu bannen, ja gefangen zu nehmen. Und nun überlegt genau, welche Macht es bedeutet, mehr als einen Stein zu besitzen und deren Mächte zu nutzen. Warum Nostrok die drei Steine, die er besaß, nicht nutzte um Andariel den einen abzunehmen, ist nicht bekannt. Was jedoch bekannt ist, ist dass er nur einen bei sich trägt. Immer und zu jeder Zeit. Die anderen beiden wurden von ihm in den Sphären der Welt, der Magie und der Zeit versteckt. An einem Ort, den kein Sterblicher je betreten hat. Und sicher ist, dass es nicht mit einem Fingerschnippen möglich ist, die Steine von dort zurückzuholen. Da Nostrok von Andariel aber überrascht wurde und sich nicht vorbereiten konnte, hatte er die einzige Möglichkeit genutzt, die ihm blieb. Er hat den Stein Andariels zerstört.

Selbst unfähig sich nach dem Kampf um die Splitter zu bemühen, gingen diese verloren…
Magier, Adepten, Nekromanten und Wahnsinnige sind seither auf der Suche danach. Die Macht eines Splitters, möge er auch noch so klein sein, hat enorme Auswirkungen auf uns Sterbliche. Nicht auszudenken, welchen Schaden auch nur ein Splitter in den falschen Händen ausrichten kann.
Gerüchte gehen durch die Welt, Tempel, Abteien und Klöster der Aevum Dracis Numen bewahren einige der Splitter auf. Da die Steine ja ursprünglich auch von den Drachen an die Menschen gegeben wurden, wäre es ihr ihr gutes Recht, über sie zu wachen. Da aber niemand weiß in wie viele Splitter der Stein zerbrochen ist, suchen einige noch immer nach ihrem Anteil an der Macht.

Der fünfte Stein ist verschollen.

Ich erinnere mich gut, etwa 100 Jahre ist es her, da brach Nostrok noch einmal auf, um den letzten heilen Stein zu finden und wie die drei anderen sicher zu verwahren. Die Suche war erfolglos. Dabei war der Zirkelmagier sich sicher, dort, wo sich Übel ansammelt, würde auch der Stein zu finden sein, denn wie alles Böse, zieht auch die Macht eines Seelensteins alles Übel dieser Welt magisch an. Und so begab es sich, dass in einem Waldstück bei Agenstein der letzte Stein vermutet wurde. Der gesamte Zirkel begab sich dorthin, um zu verhindern, dass das Böse der Welt in den Besitz eines Seelensteins kommt. Aber den vermeintlichen Stein gab es dort nicht. Er blieb verschwunden und ist es bis heute.

Nun mögt ihr es glauben oder nicht, Awarnor war bis vor wenigen Jahren im Krieg. Gulonia hatte sich erhoben. An der Spitze eine dunkle Herrscherin, bereit alle Fürsten und weltlichen Herrscher niederzuschlagen. Nur ein Ziel, den einzigen Gott zu ehren, Dâr zu Ruhm und Macht zu verhelfen. Viele der Adelshäuser waren entmachtet, Gulonier oder die Priester der Gulon Dâr trieben den Krieg weit und tief in die angrenzenden Länder. Agenstein, Falkenfels und Tannenheim befanden sich in einem erbitterten Verteidigungskrieg. Das Großreich selbst hatte herbe Verluste hingenommen. Der Held in den Reihen war Mandred Honore der Köpfer. Seite an Seite mit dem Kaiser Lucius von Donnersbach, angestachelt durch den Mord an seinem Sohn, bekämpften sie die Gulon Dâr und trieben sie zurück aus den eigenen Ländereien. Doch dem Großreich fehlte es an Versorgung. Agenstein, zu dem Zeitpunkt in einer Militärdiktatur gefangen, war kein starker Verbündeter. Die Truppen der Gulonier schienen unbegrenzt versorgt. Sie bewegten sich schneller und schneller durch die Länder zwischen Aqueron und Wanagard. Nahrung, Truppen und Waffen schienen unbegrenzt und überall zur Verfügung zu stehen. Wenn man nicht zufällig beobachtet hätte, dass sich Gulonier durch magische Portale schnell durch die Länder teleportierten und auf diesem Wege auch ihre Truppen mit Nahrung, Waffen und neuen Soldaten versorgten, wäre Awarnor tatsächlich erneut in die Finsternis gefallen. Und während die Priester der Gulon Dâr sich an diversen Fronten bewiesen und Adelshäuser entmachteten, stießen Nostrok und Honore durch eben eins der gulonischen Portale direkt ins Herz Gulonias vor und töteten die Hohepriesterin Gulonias auf ihrem Thron. Doch wie erstaunt waren die Helden, speziell Nostrok, als er bei dem Gesicht der Hohepriesterin in das von Andariel blickte. Sie hatte sich aus den Fängen befreit und in Ruhe und mit Geduld im Verborgenen einen Kult aufgezogen, um einen Krieg zu führen, der ihr eigentliches Ziel verschleierte. Sie war weiterhin auf der Suche nach dem fehlenden Seelenstein. Gefunden hatte sie inzwischen drei der Splitter ihres zerstörten Steins. In dem finalen Kampf wurde zwar Andariel endgültig vertrieben, aber Honore, der Held der freien Völker, fiel durch ihre Hand.

Nun werdet ihr euch fragen, wovon ich spreche. Einen Krieg gegen Gulonia hat es nie gegeben. Einen Kult um Dâr kennt ihr nicht und der letzte große Krieg ist viele Jahrzehnte her.
Ja, da habt ihr Recht, denn nicht jeder kennt die Geschichte, so wie ich sie kenne und euch davon berichten kann.
Im Auftrag des Kaisers Lucius von Donnersbach, das Guloniaproblem endgültig zu lösen, wirkte Nostrok den wohl mächtigsten Zauber, den unsere Welt kennt. Böse Zungen behaupten, er habe sich dazu der Macht der gefundenen Seelensteine bedient. Ich denke, die hat er nicht nötig gehabt…
Er reiste mit einer kleinen Truppe durch die Zeit in die Vergangenheit. Er verhinderte die Machtübernahme des Militärs in Agenstein. Der Hochkönig herrscht dort noch immer, sein Geschlecht ist viele hundert Jahre alt. Damit stellt es einen mächtigen Verbündeten an der Seite des Großreiches dar. Nostrok, mit dem Wissen um die Zukunft und die Tatsachen der Gulon Dâr, beeinflusste die Herrscher in Gulonia einzufallen und den Aufstand zu ersticken bevor er entfachte. Vor ihrem Tod noch entriss der Zirkelmagier ihr die drei Splitter, welche sie bereits bei sich trug. Mandred Honore selbst köpfte Andariel und lieferte ihren Kopf an den Kaiser. Seine einzige Genugtuung, denn trotz der Warnungen Nostroks wurde sein Sohn und Erbe von den Priestern ermordet.

Damit sind wir wieder bei der Geschichte, die euch bewusst ist.

Doch sehen wir jetzt eine neue Bedrohung der Brut vor uns. Hagard und Abbadon ringen um die Vorherrschaft und dann sind da die Schatten. Lautlose Geschöpfe, von Menschenhand bisher nicht zu stoppen. Über ihnen thront Arkasha, die Schattenweberin. Das Böse der Brut belächelt sie, lenkt es die freien Völker doch zusehends von ihrer stetig wachsenden Macht ab. Gerüchte sind laut geworden, die Schatten sind mit Nostrok und seinen Begleitern durch den Riss in der Zeit in unsere Welt eingedrungen. Bewiesen ist es nicht, denn wer könnte es schon beweisen außer die Götter selbst. Stimmen mehren sich, der Zirkel möge eingreifen und die bereits gefundenen Seelensteine und Splitter benutzen, um die Finsternis zu bekämpfen.

Aber sollte es uns nicht fürchten, dass eben dies nicht passiert?
Ist es nicht Anhalt und Beweis genug, dass die mächtigen Zirkelmagier selbst davon überzeugt sind, dass sogar die vorhandenen Seelensteine uns nicht retten können?
Und wenn wir das als Wahrheit nehmen, sind unsere Leben dann nicht bereits in diesem Moment verwirkt?

Mehr kann ich euch nicht erzählen. Dies ist alles, was ich über die Seelensteine weiß, gehört und zusammengetragen habe. Nehmt mein Wissen und verwahrt es gut. Nutzt es und ergänzt es, wann immer neue Informationen euch erreichen.

T.
Chronist des Zirkels der Magier

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